getrieben von meinen eigenen Gedanken
wachgehalten von Sünden, die ich nie beging
die Bösartigkeiten, derer die mir aus ihrem Leben erzählten, nahm ich mir an
sie hielten mich wach
sie raubten mir das Lächeln
sie nahmen mir den Glauben
ich fühlte das Leid, was sie über andere brachten
und sie lächelten, als sie mir davon berichteten…
sie waren stolz auf ihre Handlungen…
sie hielten sich für stark und mächtig
ich versuchte an ihr Gewissen zu appellieren,
aber da war nichts…
sie hatten keins
es war ihnen egal
bei einigen war ich zugegen
ich griff ein und wurde zum Täter gemacht
ich stellte mich vor die Schwachen
erhielt die Schläge der Täter
aber die vermeintlichen Opfer sympathisierten mit den Tätern
sie traten von hinten auf mich ein, als ich geschwächt war
ich trage die Last anderer
„Warum nimmst Du Dir das auch immer an?“-ist die Frage die ich so oft hörte
„Warum mischst Du Dich da ein?“-weil es sonst niemand tut
„Warum schaust Du nicht woanders hin?“- weil ich durch Ignoranz zum Mittäter werde
So suche ich jeden Tag den Platz an dem man Schutz findet
einen Ort, an denen die Menschen friedlich sind
einen Platz der Stille, der Buße und der Gedenken
einer virtuellen Kirche gleich
ich gehe in die Reihen
setze mich auf eine Bank um zu Schweigen
die Tür zum Altarraum öffnet sich
und die Herren dieses vermeintlich geschützten Ortes treten ein…
Schlagwort: Ruhe
(für einen ganz besonderen Menschen in meinem Leben…)
Es ist eine kalte Nacht. Die Sterne glitzern im Eiskalt dieser Winternacht. Der Mond leuchtet von fern oben auf mich herab-ist hell genug um Schatten im Schnee zu zeichnen. Meine Spuren im Weiß des Bodens sind sichtbar. Zeugen woher ich kam. Geben preis, wohin ich gehe. Die Nacht ist still. Ein sanfter Wind fährt durch die dürren Zweige und lässt sie leise rascheln. Sie singen ihr Lied vom Winter. Ihr Lied von der Kälte, vom Verzicht, vom Warten auf den Frühling und der damit Verbundenen schieren Explosion des Lebens. Jeder Schritt erzeugt ein dumpfes knirschendes Geräusch. Ich atme tief und jeder Atemzug fährt kalt in meinen Körper. Ich atme aus und vor meinem Gesicht bilden sich kleine Wolken…Nebelschwaden die ganz kurz aufsteigen um sich dann aufzulösen.
Ein brechender Zweig hinter mir zerreisst die Stille der Nacht. Mein Herz schlägt schneller-ich fahre herum und sehe…nichts. Der Schnee glitzert im Mondlicht. Ich versuche mich zu beruhigen, denn ich kann nichts hören außer meinem Atem und meinem Herzen, was in meinem Hals monoton aber kraftvoll einen bedrohlichen Takt schlägt.
Ein Schatten flieht durch meinen Augenwinkel. War er wirklich da? Ich versuche zu sehen…kneife die Augen zusammen und sehe…nichts. Ich ziehe meinen Mantel enger um meine Schultern. Der Frost hat den Weg in meine Kleidung gefunden und umspielt, einer Schlange gleich, meinen Körper. Berührt jeden Zentimeter meiner Haut, die ich doch so gut verborgen glaubte.
Plötzlich spüre ich etwas an meiner Seite. Etwas drückt sich an mich. Ich höre Atem. Die Angst lähmt mich. Ich will nicht sehen. Ich will nicht fühlen. Deutlich spüre ich den Widerstand an meinem Bein. Weich aber deutlich da. Ich habe meine Augen geschlossen-höre mein Herz, meinen Atem, und den Atem des Lebewesens neben mir. Die Augen immer noch geschlossen versuche ich langsam zu ertasten, was dort neben mir steht. Es ist weich. Ein weiches dichtes Fell auf einem kräftigen, muskolösen Körper. Etwas kaltes, feuchtes berührt meine Hand. Es riecht an mir. Ich wage noch nicht einmal zu zittern. Ein kurzes leises Geräusch, einem Fiepen gleich. Dann ist es weg. Minutenlang stehe ich da und wage immer noch nicht, die Augen zu öffnen.
Dann nehme ich all meinen Mut zusammen und öffne die Augen. Ich bin allein. Der Mond schaut immer noch wortlos auf mich herab. Mein Blick schweift nach unten…. und als ich im Schnee sehe, was mich berührte, rinnt mir eine Träne aus den Augen…
Viele Jahre fragte ich mich, was mich treibt…
was mich nicht ruhen lässt…
Was verschafft mir Genugtuung?
Was verschafft mir Unzufriedenheit?
Es sind Erwartungen
Erwartungen, die ihr an mich stellt…
kann ich sie erfüllen?
Erwartungen, die ich glaube, die ihr an mich stellt…
Sind sie so, wie ich glaube, kann ich sie erfüllen?
Erwartungen die ich an dich stelle…
kennst du sie überhaupt?
Erwartungen die ich an mich stelle
was muss ich bezahlen um diese zu erfüllen?
Den ganzen Tag schleichen meine Gedanken um diese Erwartungen. Sie polen das Gehirn…trennen in Schwarz und Weiss…sorgen für die Gratwanderung zwischen Zufriedenheit und Unzufriedenheit
Sie krallen sich in jede Sache die ich ausführe…jeden Moment den ich wahrnehme…sie stellen Fragen und geben Antworten
Wieviele Menschen gingen an diesen Erwartungen zugrunde?
Wieviele Ehen gingen an diesen Erwartungen zugrunde?
Wieviel Glück ging an diesen Erwartungen zugrunde?
Wieviel Selbstvertrauen ging an diesen Erwartungen zugrunde?
Wir drehen uns um uns selbst und schaffen im Zweifel Erwartungen für Andere. Wir fragen nicht, ob diese Erwartungen wirklich die des Gegenübers sind…nein, denn wir glauben zu wissen…wir müssen erfüllen…denn wir wollen erfüllen…
Können wir es uns leisten Erwartungen zu enttäuschen?
Können wir es uns leisten keine Erwartungen zu haben?
Können wir das Unerwartete erwarten? Oder brauchen wir den suggestiven Hort der „erfüllten Erwartung“?
Die Unsicherheit breitet sich wie eine Feuersbrunst aus, wenn wir die an uns gestellten Erwartungen nicht kennen. Wir taumeln haltlos und suchen mit großen angsterfüllten Augen nach Indizien. Dann haben wir eine Idee und ängstigen uns vor der Erfüllbarkeit dieser Erwartungen…
Ein wahrerTotentanz…
Ruhelos streife ich durch die Nacht…ich suche Dich…
Ich hab die Irrlichter gejagt, weil ich dachte Du bist es…
Ich habe Schatten gejagt, weil ich dachte Du bist es…
Ich habe Geräusche gejagt,weil ich dachte Du bist es…
Ich will Dich nicht jagen..ich will Dich finden. Zwischen meinen Träumen…in dunkler Nacht.
Fernab vom Menschengetummel suche ich Dich.
Fernab von Hast und Ruhelosigkeit suche ich Dich.
Tief in meinen Gedanken suche ich Dich.
Und während ich Dich suche, laufe ich vor Dir davon…denn Du suchst mich…
Ich höre meinen Herzschlag und hoffe das bist Du.
Ich höre meinen Atem und hoffe das bist Du.
Ich sehe meinen Schatten und hoffe das bist Du.
Rufe mich…und ich werde stehenbleiben…Dich sehen…hören…riechen. Und dann weiß ich, Du bist da. Dann bist Du zwischen meinen Träumen, tief in meinen Gedanken. Du bist der Atem, den ich höre, Du bist der Herzschlag den ich spüre. Dann gehört die Ruhe der Nacht wieder mir…
Ich sitze in diesem Zug. Die Zeit fließt dahin. Am Fenster ziehen Landschaften und Städte vorbei. Sonnenschein, Regen, Schnee…ich sehe alles durch diese zerkratze Scheibe. Aber hier, in meinem Abteil sehe ich nur. Und ehe ich es wahrnehme, ist es schon vorbei. Die Gewitterwolke am Horizont, wie sie sich aufbauscht…bedrohlich…schnell kommt sie näher…die Blitze zucken…und wusch…ich bin weiter gefahren. Bereits fort, als die ersten Tropfen gegen die Scheibe trommeln.
Oft gesellen sich Menschen zu mir, in mein Abteil. Einige mit Sommerhut und braun gebrannter Haut. Einige durchnässt vom Regen…wir reden. Ich höre ich Geschichten. Höre die Erlebnisse im Gewitter, im Regen, im Sonnenschein…
Irgendwann steigen sie wieder aus. Sie haben ihren Bahnhof gefunden, oder müssen weiter, woanders hin. Ich bleibe sitzen..in meinem Abteil. Lehne mich zurück…gönne mir einen weiteren Kaffee, schaue aus dem Fenster und warte auf den nächsten Halt. Wer wohl diesmal zusteigt?
Der Zug rattelt und dröhnt in seinem stählernen Gleisbett. Mal langsam-ich kann die Landschaft genießen… mal schnell-das Leben zieht in bunten Streifen vorbei.
Irgendwann, wird mein Bahnhof kommen. Mein Zielpunkt. Ich werde meinen Mantel nehmen, meine Sachen packen…ein letzten flüchtigen Blick durch das Abteil streifen lassen und ein letztes Mal diesen vertrauten Geruch wahrnehmen von altem Leder, Holz und Tabak.
Irgendwann
Der Zug hält. Die Tür zum Abteil wird geöffnet. Ich sehe in diese Augen… Ist hier noch ein Platz frei? Ein Lächeln huscht mir über das Gesicht: Natürlich..bitte sehr…
Der Zug fährt an..
Am Tage registrierst Du ihn kaum. Er steht da-so wie er immer da stand, recht imposant und dennoch ist er für Dich lediglich so beiläufig präsent, wie der Briefkasten an der Ecke, der Mülleimer vor dem Haus oder der Fahrradständer vor dem Supermarkt. Erst in der Nacht-wenn es dunkel ist und Du allein bist, dann strahlt er am Horizont. Immer wieder erstrahlt kurzzeitig sein Licht. Um Dich zu leiten. Er weist Dir den Weg ans Ufer. Das Festland was Du in dieser stürmischen Nacht so dringend suchst. Du suchst den festen Boden unter den Füßen. Du suchst den warmen Platz an dem Du Deine von der Gischt durchnässte Kleidung trocknen kannst.
Du selbst entscheidest ob Du den Leuchtturm ansteuern möchtest. Er steht still da und wartet. Und manchmal…manchmal bist Du vom Licht so fasziniert, dass Du ihn anstarrst-aber nicht zu ihm kommst, bis der Tag herreinbricht und das gleisende Licht der Morgensonne Dir den Weg zum Leuchtturm nimmt….bis zur nächsten Nacht….
Neueste Kommentare