Gedanken, Erlebtes, Geschaffenes und Vergessenes

Schlagwort: Liebe

Regen

Der Regen prasselt auf mich nieder. Anfänglich vereinzelte Tropfen, werden sie nun immer schwerer und mehr. Missmutig schlage ich den Kragen meines Mantels hoch und versuche den Kopf einzuziehen.
Als ob es etwas nutzen würde…
Der Regen peitscht mir ins Gesicht. Der Wind pfeift kalt und bissig und lässt die Tropfen wie kleine Ohrfeigen in meinem Gesicht explodieren. Die Haare werden schwerer und legen sich an meinen Kopf, als ob sie Schutz suchen würden. Schutz vor dem unvermittelten Einfluss von oben. Sie beginnen sich zu winden und bilden Wellen.
Der Regen findet seinen Weg über die Haut meines Gesichtes, rinnt hinab zur Nasenspitze um sich dort zu sammeln. Längst habe ich aufgegeben diese Tropfen mit meinem Ärmel zu entfernen.
Und während ich schneller weiter laufe, um dem kalten Nass zu entgehen, beginnt das Uhrwerk im Kopf zu arbeiten…
Warum verbindet man Regen oft mit Tränen? Der Himmel weint….
Weil auch der Regen wie Tränen schön, aber auch quälend sein kann. Die kalten Tropfen an einem grauen Herbsttag gleichen der Traurigkeit. Es ist farblos um uns herum und der kalte Regen kriecht fast unter die Haut. Hingegen ist der warme Sommerregen wie Tränen der Freude. Man schliesst die Augen und streckt das Gesicht gen Himmel. Die Tropfen erfrischen. Die staubige Luft der Großstadt riecht plötzlich sauber und neu. Der Regen tanzt auf Haaren und Haut. Und bald schon reißt die Wolkendecke auf, um die Sonne gewähren zu lassen. Ein Regenbogen entsteht am Horizont. Er symbolisiert die Hoffnung…

Warum kann die gleiche Sache so unterschiedliche Gefühle wecken?
Es sind die Randbedingungen, der Kontext in dem man sich befindet…
So liebe ich heute was ich morgen hasse?
So lächle ich heute und morgen bin ich deswegen ungehalten?
Und plötzlich fällt es mir ein:
Du bist der Regen…
gestern lächelst Du mich an und bist wie der Sommerregen…
heute schenkst Du mir kaum Beachtung, weist mich ab und bist kalt wie der Herbstregen…
und dennoch ist der Regen essentiell für meine Welt
All die Pflanzen…Blumen, Sträucher und Bäume brauchen auch den Regen um zu wachsen ohne diesen verdorren sie und die meisten sterben für immer… wie meine Gedanken…

Und es regnet…


mein Beitrag…meine Gedanken… zu dem Stichwort „Regen“ anlässlich des Mimosenmittwoch

Rivalität

„Einst war ich wie Du…“,

flüsterte eine leise unscheinbare Stimme unter dem Bett.

„Ich war stark und groß… ich konnte intensiv leben und wachsen, wann immer dies möglich war. Vor Nichts und Niemandem hatte ich angst.  Ich hatte auch Geschwister, die ständig in meiner Nähe waren. Wir waren jeden Tag zusammen und erlebten viele Dinge. Meine Geschwister hießen Vertrauen, Wahrheit,Neugier, Empathie, Aufopferung, Güte, Wärme, Lust und Genuß. Ganz früher gab es noch eine Schwester, die uns aber früh verließ. Auf einmal war sie fort und kam nie wieder. Ich weiß nicht wo sie ist und ob sie noch lebt. Sie hieß Geborgenheit. Ich glaube sie vermisse ich am meisten…“
Die Stimme unter dem Bett klang traurig.

Eine strenge und düstere Stimme antwortete:
„Nun, mir geht es heute wie es Dir damals erging. Ich werde täglich größer und breite mich aus. Ich nehme alles in Besitz was ich bekommen kann. Deine Geschwister hab ich längst vertrieben, und auch für Dich ist hier bald kein Platz mehr!“

Ein trauriges Seufzen kam unter dem Bett hervor.

Die düstere Stimme wurde lauter:
„Du bist zu schwach geworden! Deine Geschwister sind zu schwach geworden. Nun haben wir, meine Brüder und Schwestern und ich, hier die Macht! Du kennst sie bestimmt: der Zorn, die Lüge, der Hass, die Kälte, die Trauer, die Resignation und die Angst. Es gibt nur Nahrung für eine Familie. Deine oder meine! Deshalb werdet ihr alle gehen müssen!“

Die leise Stimme flehte:
„Ach bitte lass mich nur noch ein klein wenig bleiben! Ich weiß nicht wohin ich soll und meine Geschwister finde ich nicht mehr. Deine Schwester, die Kälte, erdrückt mich jeden Tag immer mehr. Sie wird immer dicker und sitzt schwer auf mir. Ich bekomme kaum noch Luft. Bitte lass mich gehen, sobald ich etwas Kraft habe, ich will nicht sterben…“
Man hörte deutlich das verzweifelte Schluchzen. Die dunkle Stimme berührte dies wenig. Sie donnerte wütend:
„Denkst Du ich merke nicht, wie Du jeden Tag kämpfst?! Ich werde Dir wenig Raum geben, Dich wieder auszubreiten! Sobald Du zu Kräften kommst, wirst Du auch wieder Deine Geschwister rufen und dann werdet Ihr mich und die meinen wieder verjagen. Dies werde ich nicht zulassen!“

Noch vor einigen Jahren war die Situation umgekehrt. Da zischte der Zweifel leise aus dem Dunkel seines Versteckes und die Liebe lag feist zwischen den warmen Kissen. Nur wusste der Zweifel mit seiner kräftigen Stimme die Liebe zu erschrecken. Oft schreckte sie aus süßen Träumen empor, weil der Zweifel sie scharf anzischte, und sie konnte nicht wieder einschlafen. Diese dauerhafte Schlaflosigkeit machte die Liebe schwach und schwächer. Sie wurde immer dünner und kleiner. Am Ende kroch sie unter das Bett und der Zweifel schob seinen mächtig gewordenen Körper hervor und legte sich in die seidigen Kissen….

Ich sehe Deine Augen und höre Deine Worte… Dein Körper spricht wortlos…
Sag mir, was liegt jede Nacht unter Deinem Bett?!…

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