Dein menschliches Überangebot nervt mich
ungefragt stopfst Du mir permanent Deine Bedürfnisse in den Schlund
ich ersticke an Dir
jedes Wort von Dir ist wie zäher klebriger Honig
ich bekomme keine Luft mehr
jede Geste von Dir ist wie eine gerissene Saite – pling!
Du bist wie Speck im Fettnetz
triefst in Deiner ganzen Art aus allen Poren
Dein Ego quillt aus allen Ritzen und zerdrückt mich und den Raum um mich
Dein Selbstbewusstsein verursacht Würgereiz in mir
Auf alles hast Du eine Antwort
nur keinen Plan von dem was Du redest
Dein Wissen beziehst Du aus sozialen Netzwerken, Medien und von anderen fragwürdigen Quellen
Natürlich musst Du mir Deine Ratschläge geben
mich mit Deinen Weisheiten erdrücken
Schnippisch auf Widerworte reagieren
und alles tot argumentieren
Killerphrasen en masse
Deine Eloquenz gleicht einem Primaten
Dein Humor ist flach und durchschnittlich
Geh doch zu Deinesgleichen
Ich bin viel zu furchtbar für Dich
trocken
sarkastisch
misanthropisch
Du rümpfst über mich die Nase
belächelst mich
und gehst mir trotzdem auf den Nerv
Geh doch einfach
Geh!
Der nächste Mensch Deiner Art wartet doch schon auf mich…
Schlagwort: Kälte
Sie ist wieder da, diese Kälte die nicht von außen kommt und weder mit Jacken, noch Decken verdrängt werden kann
Sie frisst sich wie Rost auf Stahl in einen hinein
kriecht in den letzten Winkel des Körpers und der Seele
sie frisst das vorhandene vermeintlich starke Material und wandelt es zu flüchtigem Staub
Die Hände sind so kalt, als käme man gerade aus einer Schneeballschlacht
Die Finger wirken knochig und steif
Dann kommt das Zittern
begonnen an den Händen pflanzt es sich durch den ganzen Körper fort
Die Kälte raubt einem jegliche Energie
Kein Kaffee oder Tee vermag sie zu bannen
Man wird müde
Es fühlt sich an, als wenn man, einem Atlas gleich, Lasten zu tragen hätte, die einen schwer nieder drücken bis die Glieder brechen
Die Augen brennen
aber man findet keinen Schlaf
Ich habe die Menschen gebeten mir die Lasten die sie mir aufgepackt haben abzunehmen
aber sie schweigen und etliche hören nicht einmal zu
einige packen immer mehr auf:
mit jedem bösen Wort
mit jedem Schweigen
mit jeder Hoffnung die stirbt
mit jedem Glauben der gebrochen wird
mit jeder Lüge
mit jeder Ignoranz
Und mit jeder weiteren Last wird es kälter…
Leidenschaft begeht keine Sünde, nur die Kälte.
(Christian Friedrich Hebbel)
„Einst war ich wie Du…“,
flüsterte eine leise unscheinbare Stimme unter dem Bett.
„Ich war stark und groß… ich konnte intensiv leben und wachsen, wann immer dies möglich war. Vor Nichts und Niemandem hatte ich angst. Ich hatte auch Geschwister, die ständig in meiner Nähe waren. Wir waren jeden Tag zusammen und erlebten viele Dinge. Meine Geschwister hießen Vertrauen, Wahrheit,Neugier, Empathie, Aufopferung, Güte, Wärme, Lust und Genuß. Ganz früher gab es noch eine Schwester, die uns aber früh verließ. Auf einmal war sie fort und kam nie wieder. Ich weiß nicht wo sie ist und ob sie noch lebt. Sie hieß Geborgenheit. Ich glaube sie vermisse ich am meisten…“
Die Stimme unter dem Bett klang traurig.
Eine strenge und düstere Stimme antwortete:
„Nun, mir geht es heute wie es Dir damals erging. Ich werde täglich größer und breite mich aus. Ich nehme alles in Besitz was ich bekommen kann. Deine Geschwister hab ich längst vertrieben, und auch für Dich ist hier bald kein Platz mehr!“
Ein trauriges Seufzen kam unter dem Bett hervor.
Die düstere Stimme wurde lauter:
„Du bist zu schwach geworden! Deine Geschwister sind zu schwach geworden. Nun haben wir, meine Brüder und Schwestern und ich, hier die Macht! Du kennst sie bestimmt: der Zorn, die Lüge, der Hass, die Kälte, die Trauer, die Resignation und die Angst. Es gibt nur Nahrung für eine Familie. Deine oder meine! Deshalb werdet ihr alle gehen müssen!“
Die leise Stimme flehte:
„Ach bitte lass mich nur noch ein klein wenig bleiben! Ich weiß nicht wohin ich soll und meine Geschwister finde ich nicht mehr. Deine Schwester, die Kälte, erdrückt mich jeden Tag immer mehr. Sie wird immer dicker und sitzt schwer auf mir. Ich bekomme kaum noch Luft. Bitte lass mich gehen, sobald ich etwas Kraft habe, ich will nicht sterben…“
Man hörte deutlich das verzweifelte Schluchzen. Die dunkle Stimme berührte dies wenig. Sie donnerte wütend:
„Denkst Du ich merke nicht, wie Du jeden Tag kämpfst?! Ich werde Dir wenig Raum geben, Dich wieder auszubreiten! Sobald Du zu Kräften kommst, wirst Du auch wieder Deine Geschwister rufen und dann werdet Ihr mich und die meinen wieder verjagen. Dies werde ich nicht zulassen!“
Noch vor einigen Jahren war die Situation umgekehrt. Da zischte der Zweifel leise aus dem Dunkel seines Versteckes und die Liebe lag feist zwischen den warmen Kissen. Nur wusste der Zweifel mit seiner kräftigen Stimme die Liebe zu erschrecken. Oft schreckte sie aus süßen Träumen empor, weil der Zweifel sie scharf anzischte, und sie konnte nicht wieder einschlafen. Diese dauerhafte Schlaflosigkeit machte die Liebe schwach und schwächer. Sie wurde immer dünner und kleiner. Am Ende kroch sie unter das Bett und der Zweifel schob seinen mächtig gewordenen Körper hervor und legte sich in die seidigen Kissen….
Ich sehe Deine Augen und höre Deine Worte… Dein Körper spricht wortlos…
Sag mir, was liegt jede Nacht unter Deinem Bett?!…
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