Es ist Herbst, der Winter steht vor der Tür.
Was verbindet man mit dem Herbst? Bunte Blätter…
Woher kommen diese Blätter? Von Bäumen…
Und je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr stelle ich fest, auch wir sind wie Bäume…
An einem Tag X fällt eine Frucht, ein Samen, zu Boden.
Dieser Samen trägt den Keim eines neuen Baumes in sich.
Allein der Zufall, in Verbindung mit Umständen der Umgebung, entscheidet wohin der Same fällt. Landet er auf fruchtbaren Boden? Steht der Elternbaum auf kargem Boden, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass auch der Samen auf eben solchem Boden landet. Steht er auf fruchtbarem Boden, so hat auch der Samen die Möglichkeit in ebensolchem zu keimen.
Manchmal wird die Frucht fortgetragen. Vom Wind, von Tieren oder einfach weil er einen Hügel hinab rollt.
Im Optimalfall ist fruchtbarer Boden gegeben. Der Same keimt schnell. Kann sich ausbreiten. Tiefe Wurzeln schlagen, die Zweige empor strecken und sich zu einem starken Baum entwickeln. Mit einer breiten, weit ausladenden Krone.
Doch oft ist das nicht der Fall.
Der Boden lässt es nicht zu, dass sich die Wurzeln tief ins Erdreich graben können. Die Nahrungsaufnahme, die nötig für eine gute Entwicklung ist, ist gehemmt. Der Halt ist nicht gegeben, jeder Wind kann problemlos den Schößling, oder später gar den ganzen Baum entwurzeln.
Auch entscheiden andere Bäume indirekt darüber, was aus dem Schößling wird. Ein dichter dunkler Wald lässt es nicht zu, dass sich ein Baum in voller Größe ausbreiten kann. Sie stehlen sich gegenseitig die Nährstoffe und nehmen sich das Licht. Ein Schößling unter einer ausladenden Krone wird niemals genug Licht erhalten um selbst zu solch einem großen Baum zu werden. Zugleich kann aber ein großer, starker Baum einem kleinen Spross Schutz vor Wind oder Wetter bieten.
Es ist ein Miteinander und auch ein „Voneinander-abhängig-sein“.
Manchmal bohren Insekten tiefe Tunnel in geschwächte Bäume. Sie rauben ihnen sukzessive die Möglichkeit zum Leben. Biber nagen die jungen Stämme und der Baum stürzt, noch bevor er die Möglichkeit hatte zu wachsen.
Der Baum ist unser Geist
Die Blätter sind unsere Gedanken und Ideen
Die Tiere sind unsere Handlungen
Das Wetter sind unsere Emotionen
Die Sonne wärmt, also setze ich sie mit Liebe gleich. Denn auch manchmal versengt sie die Pflanzen.
Der Schnee ist die Wut. Denn auch Wut kann manchmal schützen und sich isolierend auf die Pflanzen legen.
Der Regen ist die Traurigkeit. Sie kann alles wegspülen. Aber der leichte Sommerregen, die Melancholie, kann den Baum (den Geist) zum Wachsen anregen.
Ich bin derzeit ausgedorrt. Eine kalte und regenreiche Jahreszeit hat mich geschwächt. Wenig Nährstoffe sorgten für wenig Wachstum. Seit März strecke ich mich nach der Sonne, die plötzlich und unerwartet den wolkenreichen Himmel durchbrach. Manche Tage treffen mich ein paar Sonnenstrahlen, aber die meisten Tage ist der Wind stärker. Er treibt Wolken vor die Sonne. Regen fällt und unterspült meine Wurzeln. Die Blätter fallen.
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