Sie ist wieder da, diese Kälte die nicht von außen kommt und weder mit Jacken, noch Decken verdrängt werden kann
Sie frisst sich wie Rost auf Stahl in einen hinein
kriecht in den letzten Winkel des Körpers und der Seele
sie frisst das vorhandene vermeintlich starke Material und wandelt es zu flüchtigem Staub
Die Hände sind so kalt, als käme man gerade aus einer Schneeballschlacht
Die Finger wirken knochig und steif
Dann kommt das Zittern
begonnen an den Händen pflanzt es sich durch den ganzen Körper fort
Die Kälte raubt einem jegliche Energie
Kein Kaffee oder Tee vermag sie zu bannen
Man wird müde
Es fühlt sich an, als wenn man, einem Atlas gleich, Lasten zu tragen hätte, die einen schwer nieder drücken bis die Glieder brechen
Die Augen brennen
aber man findet keinen Schlaf
Ich habe die Menschen gebeten mir die Lasten die sie mir aufgepackt haben abzunehmen
aber sie schweigen und etliche hören nicht einmal zu
einige packen immer mehr auf:
mit jedem bösen Wort
mit jedem Schweigen
mit jeder Hoffnung die stirbt
mit jedem Glauben der gebrochen wird
mit jeder Lüge
mit jeder Ignoranz
Und mit jeder weiteren Last wird es kälter…
Kategorie: Gedanken (Seite 2 von 8)
Oh wie ich diesen Teil des Jahres fürchte und verachte. Die Zeit des Konsums und des Kommerzes. Überall schallt einem die geheuchelte Besinnlichkeit und fiktive Ruhe entgegen. Untermalt von bunten Lichtern und Endlosschleifen von Weihnachtsliedern… Jeder der nur halbwegs ein paar Töne aneinanderreihen kann muss natürlich ein Weihnachtsalbum herausbringen und dieses in endlosen Merchandising-Paraden dem potenziellen Kunden ins Hirn bohren.
Jedes Jahr scheinen mir die Fenster der Menschen greller, blinkender, bunter, erschlagender, nervender…
bereits im November beginnen erste nachbarliche Schlachten um das grellste und bunteste Fenster oder Haus oder Grundstück. Wer etwas auf sich hält muss doch nach außen präsentieren was er hat. LED-Leuchtezapfen, Leuchtende Rentiere in Lebensgröße im Garten und mittendrin die obligatorisch an Dachrinnen und Ästen herabhängenden strangulierten Weihnachtsmänner.
Ich versuche mich zu erinnern, ob ich diese „besinnliche Zeit“ schon immer so furchtbar fand. Und im Nebel meiner Erinnerungen tauchen Schemen von Zeiten auf, als Weihnachten noch für Ruhe und Besinnlichkeit stand. Als Kerzen für eine romantische Stimmung sorgten, das Schmücken des Baumes zelebriert wurde und die Weihnachtslieder sanft im Hintergrund für ein passendes Ambiente sorgten. Klassische Musik und Chöre vermochten mir damals ein Gefühl zu vermitteln, was es in meinem Leben längst nicht mehr gibt. Das Gefühl, im Kreise der Familie zufrieden zu sein…
Nichts war schöner, als man diesen Menschen, die man mochte, ihre Geschenke überreichen konnte. Und nichts stimmte mich glücklicher, als zu sehen, dass die Beschenkten Freude an dem Überreichten hatten. Oftmals musste ich sogar meine Freudentränen unterdrücken, nur weil ich jemandem eine Freude gemacht habe.
Und heute?
Gibt es keine Familie mehr… nur noch ein Hauch von dem was ich einst als Familie betrachtete, ist noch vorhanden.
Die Geschenke die man den wenigen Menschen überreicht, werden nach finanziellem Wert beurteilt und nicht nach der Gabe des Herzens…
Die einst heiligen Rituale sind zu stupiden Abläufen von Prozessen verkommen…
Die Ruhe und Besinnlichkeit ist der Schnelllebigkeit der Zeit gewichen…
Auch die vermeintlichen Versuche der visuellen Medien etwas Weihnachtsstimmung zwischen Terror und Sexualität zu zaubern schlägt kläglich fehl…
Kaufen…Gewalt…Sex…Kaufen… immer die gleichen Dinge…
Mit der obligatorischen jährlichen Spende für einen gemeinnützigen Zweck ist für viele auch der moralischen Verpflichtung genüge getan… jetzt kann das große Fressen beginnen…das Heucheln…das Besinnen.
Und nach dieser Zeit? Folgt das Umtauschen der Weihnachtsgeschenke…
Ein Geschenk, was eigentlich von Herzen kommen sollte, wird durch ein anderes, genehmeres Konsumprodukt ersetzt. Im Zweifel und um dem vorzubeugen liegen ein paar Scheine unter dem Weihnachtsbaum…
Wo ist die Zeit geblieben, wo ein Geschenk versucht das Herz des Anderen zu berühren?
In der ein Geschenk nicht nach dem Marktwert beurteilt wird?
In der man nicht befürchten muss, einen enttäuschtes Gesicht zu sehen, wenn der Beschenkte das Papier um das Geschenk entfernt hat. Achtlos wird das Geschenk beiseite gelegt..hmmm…schön… Wann gibt es Essen?
Ich trauere um diese Zeit, die es vielleicht nur in meinen Träumen gab oder die einfach nur zu lang her ist, als dass ich sie als Erinnerung einstufen könnte…
anlässlich des Mimosenmittwochs auf prosamimosa zum Stichwort: Weihnachten
Bald jährt sich wieder dieser Tag, der mir so schmerzhaft in Erinnerung ist…
Der Tag an dem Du für immer gangen bist
Ich hielt Deine Hand um Dir die Angst zu nehmen
Aber die Angst kroch zu mir
Deine Augen wirkten müde
Du wirktest müde
Du hattest zuviel gesehen
Du hattest zuviel gehört
Gern hätte ich all den Schmerz von Dir genommen
Doch ich konnte nur hilflos Deine Hand halten
Hilflos versuchen stark zu sein
damit Du Dich nicht um mich sorgst
Sorge Dich nicht
Ich schaffe das schon allein
(dachte ich)
Ich wusste, dass ich Dich gehen lassen muss
Ich wusste, dass Dein Körper keine Kraft mehr hat
Deine Augen schlossen sich
War es der Schmerz?
War es der Frieden?
Deine Hand wurde kraftlos
Ein letzter Blick auf Deine halbgeschlossenen Lider
Du bist gegangen
Ich musste tief Luft holen um nicht zu zerbrechen
Ich zitterte am ganzen Leib
Und während ich Dir einen letzten Kuss auf die Stirn drückte rann eine Träne an meiner Wange hinab und tropfte auf Deine
Eine letzte Träne auf Deinem Gesicht
Machs gut alter Freund
Wir sehen uns wieder
irgendwann
da, wo es friedlich ist
da, wo wir unsere endlosen Gespräche fortführen können
da, wo wir wieder zusammen lachen
da, wo uns der Tag heute egal geworden ist…
Bis bald alter Freund!
Was schlägst Du so wild, kleines Herz?
Macht Dir die Situation Angst?
Mir auch, kleines Herz.
Spürst Du auch, wie mir die Stimme versagt, die Hände kalt werden und zittern?
Die Gedanken drehen sich im Kreis
schneller und schneller
ich weiß das hilft Dir nicht, kleines Herz
Ist es Angst?
Ist es Freude?
Ist es Aufregung?
Es ist eine Mischung aus allem
Der Körper reagiert…wehrt er sich, oder was ist das?
Was will er mir sagen?
Was willst Du mir sagen, kleines Herz?
Du hast Angst…
Da bin ich mir sicher…
Zuviel was Du bereits erlebt hast
Zuviel Erinnerungen, die Dich prägten
Hey, kleines Herz…
Ich pass auf Dich auf!
Du ruhst in mir
Dort ist es warm und sicher
Und warum fürchtest Du Dich, kleines Herz?
Hey, kleines Herz, hörst Du das auch?
Ein leises, schnelles pock-pock-pock-pock…
Aber das bist nicht Du
Da ist ein anderes kleines Herz
dem geht es wie Dir
also fürchte Dich nicht
zeig doch dem anderen kleinen Herz, dass es auch keine Angst haben muss
pock–pock–pock–pock
Ich weiß auch nicht, was passieren wird
Ach, kleines Herz, was schlägst Du so wild?…
Der Regen prasselt auf mich nieder. Anfänglich vereinzelte Tropfen, werden sie nun immer schwerer und mehr. Missmutig schlage ich den Kragen meines Mantels hoch und versuche den Kopf einzuziehen.
Als ob es etwas nutzen würde…
Der Regen peitscht mir ins Gesicht. Der Wind pfeift kalt und bissig und lässt die Tropfen wie kleine Ohrfeigen in meinem Gesicht explodieren. Die Haare werden schwerer und legen sich an meinen Kopf, als ob sie Schutz suchen würden. Schutz vor dem unvermittelten Einfluss von oben. Sie beginnen sich zu winden und bilden Wellen.
Der Regen findet seinen Weg über die Haut meines Gesichtes, rinnt hinab zur Nasenspitze um sich dort zu sammeln. Längst habe ich aufgegeben diese Tropfen mit meinem Ärmel zu entfernen.
Und während ich schneller weiter laufe, um dem kalten Nass zu entgehen, beginnt das Uhrwerk im Kopf zu arbeiten…
Warum verbindet man Regen oft mit Tränen? Der Himmel weint….
Weil auch der Regen wie Tränen schön, aber auch quälend sein kann. Die kalten Tropfen an einem grauen Herbsttag gleichen der Traurigkeit. Es ist farblos um uns herum und der kalte Regen kriecht fast unter die Haut. Hingegen ist der warme Sommerregen wie Tränen der Freude. Man schliesst die Augen und streckt das Gesicht gen Himmel. Die Tropfen erfrischen. Die staubige Luft der Großstadt riecht plötzlich sauber und neu. Der Regen tanzt auf Haaren und Haut. Und bald schon reißt die Wolkendecke auf, um die Sonne gewähren zu lassen. Ein Regenbogen entsteht am Horizont. Er symbolisiert die Hoffnung…
Warum kann die gleiche Sache so unterschiedliche Gefühle wecken?
Es sind die Randbedingungen, der Kontext in dem man sich befindet…
So liebe ich heute was ich morgen hasse?
So lächle ich heute und morgen bin ich deswegen ungehalten?
Und plötzlich fällt es mir ein:
Du bist der Regen…
gestern lächelst Du mich an und bist wie der Sommerregen…
heute schenkst Du mir kaum Beachtung, weist mich ab und bist kalt wie der Herbstregen…
und dennoch ist der Regen essentiell für meine Welt
All die Pflanzen…Blumen, Sträucher und Bäume brauchen auch den Regen um zu wachsen ohne diesen verdorren sie und die meisten sterben für immer… wie meine Gedanken…
Und es regnet…
mein Beitrag…meine Gedanken… zu dem Stichwort „Regen“ anlässlich des Mimosenmittwoch
„Einst war ich wie Du…“,
flüsterte eine leise unscheinbare Stimme unter dem Bett.
„Ich war stark und groß… ich konnte intensiv leben und wachsen, wann immer dies möglich war. Vor Nichts und Niemandem hatte ich angst. Ich hatte auch Geschwister, die ständig in meiner Nähe waren. Wir waren jeden Tag zusammen und erlebten viele Dinge. Meine Geschwister hießen Vertrauen, Wahrheit,Neugier, Empathie, Aufopferung, Güte, Wärme, Lust und Genuß. Ganz früher gab es noch eine Schwester, die uns aber früh verließ. Auf einmal war sie fort und kam nie wieder. Ich weiß nicht wo sie ist und ob sie noch lebt. Sie hieß Geborgenheit. Ich glaube sie vermisse ich am meisten…“
Die Stimme unter dem Bett klang traurig.
Eine strenge und düstere Stimme antwortete:
„Nun, mir geht es heute wie es Dir damals erging. Ich werde täglich größer und breite mich aus. Ich nehme alles in Besitz was ich bekommen kann. Deine Geschwister hab ich längst vertrieben, und auch für Dich ist hier bald kein Platz mehr!“
Ein trauriges Seufzen kam unter dem Bett hervor.
Die düstere Stimme wurde lauter:
„Du bist zu schwach geworden! Deine Geschwister sind zu schwach geworden. Nun haben wir, meine Brüder und Schwestern und ich, hier die Macht! Du kennst sie bestimmt: der Zorn, die Lüge, der Hass, die Kälte, die Trauer, die Resignation und die Angst. Es gibt nur Nahrung für eine Familie. Deine oder meine! Deshalb werdet ihr alle gehen müssen!“
Die leise Stimme flehte:
„Ach bitte lass mich nur noch ein klein wenig bleiben! Ich weiß nicht wohin ich soll und meine Geschwister finde ich nicht mehr. Deine Schwester, die Kälte, erdrückt mich jeden Tag immer mehr. Sie wird immer dicker und sitzt schwer auf mir. Ich bekomme kaum noch Luft. Bitte lass mich gehen, sobald ich etwas Kraft habe, ich will nicht sterben…“
Man hörte deutlich das verzweifelte Schluchzen. Die dunkle Stimme berührte dies wenig. Sie donnerte wütend:
„Denkst Du ich merke nicht, wie Du jeden Tag kämpfst?! Ich werde Dir wenig Raum geben, Dich wieder auszubreiten! Sobald Du zu Kräften kommst, wirst Du auch wieder Deine Geschwister rufen und dann werdet Ihr mich und die meinen wieder verjagen. Dies werde ich nicht zulassen!“
Noch vor einigen Jahren war die Situation umgekehrt. Da zischte der Zweifel leise aus dem Dunkel seines Versteckes und die Liebe lag feist zwischen den warmen Kissen. Nur wusste der Zweifel mit seiner kräftigen Stimme die Liebe zu erschrecken. Oft schreckte sie aus süßen Träumen empor, weil der Zweifel sie scharf anzischte, und sie konnte nicht wieder einschlafen. Diese dauerhafte Schlaflosigkeit machte die Liebe schwach und schwächer. Sie wurde immer dünner und kleiner. Am Ende kroch sie unter das Bett und der Zweifel schob seinen mächtig gewordenen Körper hervor und legte sich in die seidigen Kissen….
Ich sehe Deine Augen und höre Deine Worte… Dein Körper spricht wortlos…
Sag mir, was liegt jede Nacht unter Deinem Bett?!…
Es ist Herbst, der Winter steht vor der Tür.
Was verbindet man mit dem Herbst? Bunte Blätter…
Woher kommen diese Blätter? Von Bäumen…
Und je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr stelle ich fest, auch wir sind wie Bäume…
An einem Tag X fällt eine Frucht, ein Samen, zu Boden.
Dieser Samen trägt den Keim eines neuen Baumes in sich.
Allein der Zufall, in Verbindung mit Umständen der Umgebung, entscheidet wohin der Same fällt. Landet er auf fruchtbaren Boden? Steht der Elternbaum auf kargem Boden, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass auch der Samen auf eben solchem Boden landet. Steht er auf fruchtbarem Boden, so hat auch der Samen die Möglichkeit in ebensolchem zu keimen.
Manchmal wird die Frucht fortgetragen. Vom Wind, von Tieren oder einfach weil er einen Hügel hinab rollt.
Im Optimalfall ist fruchtbarer Boden gegeben. Der Same keimt schnell. Kann sich ausbreiten. Tiefe Wurzeln schlagen, die Zweige empor strecken und sich zu einem starken Baum entwickeln. Mit einer breiten, weit ausladenden Krone.
Doch oft ist das nicht der Fall.
Der Boden lässt es nicht zu, dass sich die Wurzeln tief ins Erdreich graben können. Die Nahrungsaufnahme, die nötig für eine gute Entwicklung ist, ist gehemmt. Der Halt ist nicht gegeben, jeder Wind kann problemlos den Schößling, oder später gar den ganzen Baum entwurzeln.
Auch entscheiden andere Bäume indirekt darüber, was aus dem Schößling wird. Ein dichter dunkler Wald lässt es nicht zu, dass sich ein Baum in voller Größe ausbreiten kann. Sie stehlen sich gegenseitig die Nährstoffe und nehmen sich das Licht. Ein Schößling unter einer ausladenden Krone wird niemals genug Licht erhalten um selbst zu solch einem großen Baum zu werden. Zugleich kann aber ein großer, starker Baum einem kleinen Spross Schutz vor Wind oder Wetter bieten.
Es ist ein Miteinander und auch ein „Voneinander-abhängig-sein“.
Manchmal bohren Insekten tiefe Tunnel in geschwächte Bäume. Sie rauben ihnen sukzessive die Möglichkeit zum Leben. Biber nagen die jungen Stämme und der Baum stürzt, noch bevor er die Möglichkeit hatte zu wachsen.
Der Baum ist unser Geist
Die Blätter sind unsere Gedanken und Ideen
Die Tiere sind unsere Handlungen
Das Wetter sind unsere Emotionen
Die Sonne wärmt, also setze ich sie mit Liebe gleich. Denn auch manchmal versengt sie die Pflanzen.
Der Schnee ist die Wut. Denn auch Wut kann manchmal schützen und sich isolierend auf die Pflanzen legen.
Der Regen ist die Traurigkeit. Sie kann alles wegspülen. Aber der leichte Sommerregen, die Melancholie, kann den Baum (den Geist) zum Wachsen anregen.
Ich bin derzeit ausgedorrt. Eine kalte und regenreiche Jahreszeit hat mich geschwächt. Wenig Nährstoffe sorgten für wenig Wachstum. Seit März strecke ich mich nach der Sonne, die plötzlich und unerwartet den wolkenreichen Himmel durchbrach. Manche Tage treffen mich ein paar Sonnenstrahlen, aber die meisten Tage ist der Wind stärker. Er treibt Wolken vor die Sonne. Regen fällt und unterspült meine Wurzeln. Die Blätter fallen.
Mit der Geburt beginnen wir den Weg des Lebens zu beschreiten. Welchen Weg wir gehen scheint uns vorher bestimmt, wir haben anfänglich keinen direkten Einfluss. Wohl aber entscheiden wir, während wir gehen, welcher Weg uns genehm ist.
Zum Ziel führen sie alle.
Viele gehen den asphaltierten, sauber gehaltenen. Kein Stock oder Stein behindert das Gehen. Der Wegesrand ist sauber beschnitten. Kein Zweig, keine Dornen halten uns auf. Nichts was die Menschen innehalten lässt. Kaum ein Blick nach links oder recht. Stur geradeaus!
Ankommen…einfach nur vorwärts… die Ziele erreichen…!
Wahre Heerscharen gehen diesen Weg.
Begleiten die Anderen…überholen einander.
Steigen über die Gestürzten oder helfen ihnen auch auf…je nach Wetter und Laune oder je nach Nutzen. (bringt er den „Helfenden“ vielleicht schneller und näher ans Ziel?)
Ich ging abseits dieser Wege. Ich weiß nicht mehr, ob ich es wollte, aber ich lief in den Wald. Stolperte über Steine. Stürzte über Wurzeln. Ich schlug mir die Knie auf. Dornige Büsche rissen mir die Haare aus. Aber ich sah so viel auf diesen Wegen. So viel abseits dieser sauberen breiten Wege… Ich traf auch Andere auf diesen Wegen. Menschen wie mich.
Einige kamen von den großen Wegen.
Einige wollten zu diesen.
Doch längst kann ich nicht mehr zu diesen Wegen, den großen Straßen.
Meine zerrissene Kleidung und meine zerzauste Erscheinung lässt die Menschen auf diesen breiten Wegen die Nase rümpfen. Sie drängen mich unbewusst wieder zurück in den Wald. Dahin wo die Luft klar ist. Dahin wo die Vögel singen und nachts das Käuzchen ruft. Dahin wo ich mehr sehe, rieche, höre und fühle als ich es je auf Euren Straßen könnte. Und so gehe ich weiter. Krieche manchmal durch das Unterholz. Meine Ziele liegen hinter Bergen,Bäumen und Sträuchern verborgen.
Vielleicht erreiche ich sie auf der nächsten Lichtung?
Vielleicht hinter dem nächsten Hügel?
Vielleicht hinter diesem breiten reißenden Fluss?
Vielleicht erreiche ich sie auch niemals, weil ich falsch abgebogen bin.
Vielleicht, weil ich vom Weg abkam, als ich andere ein Stück durch den Wald begleitet und ihnen den Weg zu den breiten Straßen zeigte.
Aber das ist unwichtig. Jeder Moment den ich in diesen Wäldern erlebte war intensiver und informativer als es solch eine Straße je sein könnte.
Eine Straße, auf der es Tiere nur als Kadaver gibt.
Eine Straße auf der die einzigen lebenden Tiere die Aasfresser sind, die sich an an den toten Körpern der Kadaver und Gestürzten gütlich tun.
So setze ich mich auf das Moos und lausche dem Specht, betrachte meine aufgeschlagenen Knie und streiche meine zerzausten Haare aus dem Gesicht. Hinter mir bricht ein Zweig… Mensch oder Tier? Langsam und neugierig schau ich mich um…
Der Herbst zieht durch meinen Kopf. Meine Gedanken, die früher blühten und sich schier explosionsartig endlos auszubreiten schienen sind still geworden.
Ein Windhauch fährt durch meine, zu braunem Laub verdorrten Ideen und Gedanken. Er spielt mit ihnen, reißt sie ab und lässt sie zu Boden gleiten. Mein Bewusstsein fürchtet sich vor diesem Szenario. Lässt mich ängstlich zitternd der Situation beiwohnen. Der Schmerz weiß: das welke Laub wird niemals wieder die Zweige zieren!
Achtlos am Boden liegend wartet es auf den Regen um letztendlich zu verrotten. Die Sonne weckt einen Funken der Hoffnung… doch sie ist zu kalt, sie wärmt längst nicht mehr…denn sie ist zu weit weg.
Die Tage werden kürzer.. die Nächte länger und kälter.
Bald ziert der erste Reif die welken Gedankenblätter. Im Morgenlicht der kalten Sonne glitzert er, als wäre er etwas Schönes…Bezauberndes…aber das täuscht. Er ist kalt…eisig kalt…
Bald wandelt sich der Regen zu Schnee. Die Gedanken sind gefroren- die Emotionen erstarrt…
So deckt der Schnee alles ab und bedeckt das Schändliche…den Makel der gefallenen Gedanken und Ideen.
Der Winter ist ins Land meiner Gedanken gezogen…
Ungewissheit lässt mich zittern.
Ruhen die Gedanken nun, damit im Frühjahr neue geboren werden?
Wie lang ist es bis dahin?
Wie lang bleibt die Kälte und das Eis?
Was ist, wenn die Sonne nicht mehr ausreicht um das Eis zu tauen?
So harre ich auf den ungewissen Tag des Frühlings,wenn die Sonne auf mich scheint. Der Schnee schmilzt…zu kleinen Rinnsalen und Bächen wird. Diese nähren den Baum und lassen neue Blätter treiben. Neue Gedanken und Ideen…
Mit Vorfreude und gleichzeitiger Angst warte ich auf diesen Tag. Auf den Tag an der mich die Sonne wieder wärmend berührt und ein neuer Zyklus beginnt…bis dahin bleibt die Angst vor der ewigen Eiszeit. In meinem Kopf…
aufgenommen in einer ehemaligen Kaserne der Sowjetarmee
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