Mit der Geburt beginnen wir den Weg des Lebens zu beschreiten. Welchen Weg wir gehen scheint uns vorher bestimmt, wir haben anfänglich keinen direkten Einfluss. Wohl aber entscheiden wir, während wir gehen, welcher Weg uns genehm ist.

Zum Ziel führen sie alle.

Viele gehen den asphaltierten, sauber gehaltenen. Kein Stock oder Stein behindert das Gehen. Der Wegesrand ist sauber beschnitten. Kein Zweig,  keine Dornen halten uns auf. Nichts was die Menschen innehalten lässt. Kaum ein Blick nach links oder recht. Stur geradeaus!
Ankommen…einfach nur vorwärts… die Ziele erreichen…!
Wahre Heerscharen gehen diesen Weg.
Begleiten die Anderen…überholen einander.
Steigen über die Gestürzten oder helfen ihnen auch auf…je nach Wetter und Laune oder je nach Nutzen. (bringt er den „Helfenden“ vielleicht schneller und näher ans Ziel?)

Ich ging abseits dieser Wege. Ich weiß nicht mehr, ob ich es wollte, aber ich lief in den Wald.  Stolperte über Steine.  Stürzte über Wurzeln. Ich schlug mir die Knie auf. Dornige Büsche rissen mir die Haare aus. Aber ich sah so viel auf diesen Wegen. So viel abseits dieser sauberen breiten Wege… Ich traf auch Andere auf diesen Wegen. Menschen wie mich.
Einige kamen von den großen Wegen.
Einige wollten zu diesen.
Doch längst kann ich nicht mehr zu diesen Wegen, den großen Straßen.
Meine zerrissene Kleidung und meine zerzauste Erscheinung lässt die Menschen auf diesen breiten Wegen die Nase rümpfen. Sie drängen mich unbewusst wieder zurück in den Wald. Dahin wo die Luft klar ist. Dahin wo die Vögel singen und nachts das Käuzchen ruft. Dahin wo ich mehr sehe, rieche, höre und fühle als ich es je auf Euren Straßen könnte. Und so gehe ich weiter. Krieche manchmal durch das Unterholz. Meine Ziele liegen hinter Bergen,Bäumen und Sträuchern verborgen.
Vielleicht erreiche ich sie auf der nächsten Lichtung?
Vielleicht hinter dem nächsten Hügel?
Vielleicht hinter diesem breiten reißenden Fluss?
Vielleicht erreiche ich sie auch niemals, weil ich falsch abgebogen bin.
Vielleicht, weil ich vom Weg abkam, als ich andere ein Stück durch den Wald begleitet und ihnen den Weg zu den breiten Straßen zeigte.
Aber das ist unwichtig. Jeder Moment den ich in diesen Wäldern erlebte war intensiver und informativer als es solch eine Straße je sein könnte.
Eine Straße, auf der es Tiere nur als Kadaver gibt.
Eine Straße auf der die einzigen lebenden Tiere die Aasfresser sind, die sich an an den toten Körpern der Kadaver und Gestürzten gütlich tun.

So setze ich mich auf das Moos und lausche dem Specht, betrachte meine aufgeschlagenen Knie und streiche meine zerzausten Haare aus dem Gesicht. Hinter mir bricht ein Zweig… Mensch oder Tier? Langsam und neugierig schau ich mich um…